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Jugendwahlstudie 2025

Analyse der Erstwählerkohorte in Bezug auf die Bundestagswahl 2025  

Das Institut für Generationenforschung hat in mehreren Erhebungswellen eine umfassende Umfrage zur aktuellen Erstwählerkohorte durchgeführt. Über mehrere Erhebungswellen hinweg, von 2024 bis Januar 2025, wurden 4.132 Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik befragt. Mit einem Methodenmix aus qualitativen Interviews, Online-Panels und Umfragen liefert die Analyse ein fundiertes Bild über die Erstwähler und ihre politischen Einstellungen.


Die Generation der Erstwähler steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen: Wohlstandsängste, steigender Stress und eine starke digitale Prägung bestimmen ihren Alltag. Unsere Studie zeigt, dass Erstwähler politisch gespalten, aber zugleich durch ihre Unsicherheiten geeint sind. Während sich viele politisch orientierungslos und wenig bereit dazu zeigen, Verantwortung zu übernehmen, ist der Einfluss sozialer Medien entscheidend. Parteien wie die AfD nutzen dies erfolgreich, während andere hinterherhinken. Die Erkenntnisse bieten im Detail wichtige Einblicke in die Bedürfnisse und Sorgen einer komplexen Generation.


Eckdaten der repräsentativen Studie

Die Jugendwahlstudie 2025 bestand aus mehreren qualitativen und quantitativen Umfragen*:

Studie

Befragung

Zeitraum

Jugendwahlstudie 2024 & 2025 und Jugendwahlstudie Brandenburg

Quantitativ: 16- bis 25-Jährige, n =1.002

Zeitraum I: Juli bis Sep. 2024Zeitraum II: Dez. 2024 bis Jan. 2025

Schnellstudie Januar 2025

Quantitative Befragung: 18- bis 80-Jährige, n = 1.100

Zeitraum: 10. bis 11. Jan. 2025

Trendstudie 2025

Quantitative Befragung: 16- bis 89-Jährige, n = 2.030

Zeitraum: Nov. bis Dez. 2024

Interviews und Validierung

Qualitative Befragung:16- bis 75-Jährige, n = 65 /      n = 78

Zeitraum: Mai bis Dez. 2024/ Jan. 2025

 *Repräsentativität und Datenqualität sowie Datenauswertung wurde bestätigt.

 

Auszüge aus der Jugendwahlstudie 2025:

 

„Generation Angst“ und ihre Orientierungslosigkeit

Die Generation der Erstwähler wuchs in einer Welt voller Krisen, Unsicherheiten und digitaler Reizüberflutung auf. Diese Lebensumstände führten dazu, dass junge Menschen gestresster, pessimistischer und politisch orientierungsloser sind als vorherige Generationen.

Jeder sechste der Erstwählergeneration gab an, dass eine Neuwahl das Einzige sei, was Zuversicht gebe. Insgesamt sind die Sorgen der Erstwähler vielfältig – Zuversicht hingegen bleibt rar. Während Extremismus und Populismus mit 24,8 % den Spitzenplatz bei den Sorgen einnehmen, gibt nur ein kleiner Teil der jungen Generation (9,3 %) an, völlig sorgenfrei zu sein.


Sorgen und diffuse Ängste dominieren, wobei Wohlstandsängste eine zentrale Rolle spielen. Themen wie Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Planbarkeit des Lebens verlieren an Bedeutung. Der Wunsch, Neues auszuprobieren, sank seit 2009 um 14,8 %.

Dr. Rüdiger Maas
Dr. Rüdiger Maas

„Die klassische Midlife-Crisis kennen wir aus unzähligen Erzählungen, doch heutzutage verschiebt sich dieses Phänomen zunehmend in jüngere Jahre – hin zu einer ‘Quarter-Life-Crisis’, die vor allem die Generation der Erstwähler betrifft. Diese Sinnkrise, gepaart mit einer allgemein erhöhten Angst und einem gefühlten geringeren Aktionskorridor, hat das Potenzial, erheblichen Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen, wie etwa die Bundestagswahl 2025, zu nehmen.”

– Dr. Rüdiger Maas

 



Politische Orientierung der jungen Wähler

Trotz politischer Differenzen zeigt sich eine bemerkenswerte Toleranz innerhalb der Erstwähler, die durch gemeinsame Ängste geprägt ist.

 

Einfluss der AfD und Social Media

Der Einfluss von Social Media wird weiterhin unterschätzt: 71,8 % der Erstwähler empfinden Social Media als „sehr wichtig“ für politische Ansprache, doch viele Parteien nutzen diese Plattformen nicht effektiv. Gleichzeitig bewerten 72,6 % der Erstwähler die digitalen Fähigkeiten deutscher Politiker als „schlecht“ oder „sehr schlecht“.

 

Die AfD erreicht junge Wähler dabei am besten über soziale Medien. 55 % der Befragten gaben an, dass die AfD die meisten Menschen in sozialen Medien erreicht (Mehrfachantworten möglich). Die Grünen folgen mit 14 % auf Platz zwei. Die AfD greift also die Ängste und Sorgen der Generation am besten auf, während andere Parteien diese Themen bisher zu sehr ausklammern.


 „Der Vorstoß der CDU unter Führung von Friedrich Merz, das Asylrecht zu reformieren – was nun mit Hilfe der AfD gelingen, aber nichts groß ändern wird – wird innerhalb der Social Media Community von beiden Seiten, rechts wie links, gegen Friedrich Merz verwendet. Bei den Erstwählern herrscht nun ein Bild eines geschwächten Kanzlerkandidaten, der nicht vor, sondern vielmehr hinter der AfD steht. Einige haben die Dynamiken von Social Media immer noch nicht verstanden.“ – Dr. Rüdiger Maas

 

Steigender Stress und Wohlstandsängste

Die zentralen Sorgen der Erstwähler betreffen weniger globale Themen wie Klima oder Kriege, sondern vielmehr Wohlstand und individuelle Perspektivlosigkeit.

Das subjektive Stressempfinden und allgemeine Sorgen stiegen in dieser Kohorte stark an. Letzteres steig um 28 % an im Vergleich zu 2009.

 

„Es ist untypisch, dass junge Menschen so viele auch teils generalisierte Ängste haben. In der Regel sind es ältere Menschen, die sich viele Sorgen und Gedanken machen. Hinzu kommt ein Anstieg an fehlenden Zukunftsperspektiven bei den Jungen. Und all das bei stetig steigenden Anzahlen an Hochschulabsolventen und steigender Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Aber vielleicht ist genau das das Problem. Die AfD hat es jedenfalls geschickt geschafft, sich genau hier einzunisten und die Sorgen der Jugendlichen zu adressieren, aber auch zu forcieren.“

 

„Bei genauerer Betrachtung geht es häufig um den Verlust von Wohlstand. Viele junge Menschen hatten kaum Berührungspunkte mit „Verzicht“. Bis auf Schulpflicht gab es kaum Pflichten oder Aufgaben, die sie gegen ihren Willen machen mussten. Infolge ist zwar das subjektive Stressempfinden viel höher, wird aber in den meisten Fällen auch subjektiv negativer wahrgenommen und Symptome infolge oft (unbewusst) aggraviert…“  

– Dr. Rüdiger Maas

 

 

Passivität und Verantwortungsübernahme

Viele junge Menschen neigen dazu, Verantwortung für gesellschaftliche Probleme eher dem Staat als sich selbst zuzuschreiben. 

Dr. Rüdiger Maas
Dr. Rüdiger Maas

Neo-Konventionalismus

Der Staat hat es nicht geschafft, ein Urvertrauen zur Erstwählergeneration aufzubauen. Zudem rebelliert die Erstwählergeneration weniger, als man es traditionell von Jugendlichen erwarten würde. Statt radikaler Abgrenzung zeigen die Daten eine überraschende Konformität: Die Werte der Erstwählergenerationen ähneln stark denen der älteren Generationen. Das Narrativ der „rebellischen Jugend“ greift hier nicht mehr – stattdessen dominiert eine Anpassung an bestehende Strukturen und Meinungen. 61 % der Erstwähler die AfD wählen haben auch Eltern, die AfD wählen.“            – Dr. Rüdiger Maas

 

 

Fazit

Unsere Studie zeigt, dass die Generation der Erstwähler vor allem durch Unsicherheiten, Stress und Wohlstandsängste geprägt ist. Parteien, die diese Zielgruppe erreichen wollen, müssen digitale Kompetenz zeigen und gezielt auf die spezifischen Bedürfnisse und Ängste dieser Generation eingehen.

 


Schlüsselfaktoren für 2033

Erstwähler ohne Richtung – der Weg in die politische Krise

Aufbauend auf den Trends und Entwicklungen der vorangegangenen Studien wurden Schlüsselfaktoren im Hinblick auf die Wahl im Jahr 2033 identifiziert und deren Entwicklung prognostiziert.


Zukunftsforscher Hartwin Maas
Zukunftsforscher Hartwin Maas

„Anhand der Schlüsselfaktoren, die die Zukünfte beeinflussen, erkennen wir: Die Jagd auf das Wahljahr 2033 hat längst begonnen – wer jetzt überzeugt, prägt die nächste Generation.“ – Zukunftsforscher Hartwin Maas

 

Vernachlässigte Betrachtung der Demografie

„Die Politik darf nicht nur die Rentner von heute umwerben – sie sind im Schnitt nur noch 13 Jahre wahlentscheidend. Stattdessen liegt die Zukunft bei den jungen Wählern, die über die nächsten 62 Jahre das politische Geschehen prägen. Mit einem einzigartigen Peak bis 2030 bietet sich eine seltene Chance, den wachsenden Einfluss der jungen Generation langfristig zu gestalten.“ – Zukunftsforscher Hartwin Maas


Die Bevölkerungsstatistik für die Bundestagswahl 2025 zählt 59,2 Millionen Wahlberechtigte (2021, 61,2 Millionen). Der abnehmende Trend der Wahlberechtigten bedeutet eine Stagnation oder Steigung des prozentualen Anteils junger Wähler. Aktuell sind 42,1 % der gesamten Wählerschaft über 60 Jahre und älter, 13,3 % sind 18 bis 29 Jahre alt. Auf ganz lange Sicht: 2070 werden sich die Verhältnisse in den Altersgruppen vermutlich annähern: Ein Drittel ältere Wähler, ein Drittel im mittleren Alter und ein Drittel junge Wähler sein.


Demokratie unter Druck

„Die extreme Rechte nutzt für die nächsten Wahlen 2033 die algorithmische Personalisierung und schafft getrennte Realitäten. Sie fütterte seit einem Jahrzehnt Systeme flächendeckend mit Falschinformationen, auf die KI-Assistenten nun zurückgreifen, die wiederum hauptsächlich von Erstwählern genutzt werden. Eine gefährliche Dynamik, die unsere Gesellschaft nachhaltig prägen könnte.“ – Zukunftsforscher Hartwin Maas

 

Die Demokratie wird zunehmend infrage gestellt. Sie verliert an Akzeptanz bei vielen jungen Menschen, die mit einer zunehmenden Unzufriedenheit aufwachsen. Politiker werden primär als Teil eines gescheiterten Systems wahrgenommen. Die Idee einer „starken Führung“ ist im Jahr 2033 salonfähig, besonders weil extremistische Parteien einfache Lösungen für komplexe Probleme anbieten.

 

 Social Media als Lebensrealität

„Neue Technologien werden von der Mehrheit in Deutschland als wenig relevant wahrgenommen. Das Bild der Deutschen als Fortschrittsverweigerer prägt sich aus – es fehlt neben dem Sinn und Mut, rechtzeitig in die Zukunft zu investieren, auch der gesellschaftliche Diskurs, der bewusste Umgang und die Folgenabschätzung damit.“  – Zukunftsforscher Hartwin Maas


Social-Media-Plattformen, allen voran TikTok und ähnliche Nachfolger im Jahr 2033, sind die zentrale Drehscheibe für Information, Unterhaltung und soziale Interaktion der Erstwähler. Politisches Engagement beschränkt sich auf das Teilen von Beiträgen, was sie fälschlicherweise als politische Partizipation betrachten. Jede Interaktion – von der Planung des Tages bis hin zu politischen Entscheidungen – wird durch algorithmisch gesteuerte Inhalte geprägt. Social Media hat nicht nur die Nachrichtenkultur übernommen, sondern ist auch zur primären Plattform für Bildung und Berufsorientierung geworden.


KI-gesteuerte Assistenten der Erstwähler: Potenzierte Abhängigkeit und Verlust der Autonomie

Die Vorurteile des Analogen werden sich im Digitalen potenzieren, während KI zunehmend unkritisch akzeptiert wird. Mit schwindendem Korrektiv und einer Einstellung, dass Grundrechte nicht für Social Media gelten, wird in Zukunft die Informations-Manipulation zur Regel. – Zukunftsforscher Hartwin Maas


Die Verbindung zwischen Social Media und KI-Technologien hat eine Symbiose geschaffen. KI-Assistenten analysieren Social-Media-Inhalte in Echtzeit, um maßgeschneiderte Informationen und Empfehlungen zu geben. Bots übernehmen diese Empfehlungen und setzen sie in konkretes Handeln um, sei es beim Einkaufen, in der politischen Meinungsbildung oder im sozialen Umgang. Dabei sind diese Algorithmen so komplex und tief in den Alltag integriert, dass kaum jemand sie hinterfragt. Junge Menschen kennen keine Welt ohne diese Systeme und haben Schwierigkeiten, Informationen unabhängig zu bewerten oder Entscheidungen ohne KI-Unterstützung zu treffen. Dies macht sie extrem anfällig für Manipulation.


Proprietäre Märkte und Politische Kontrolle

Staaten und Konzerne, die die KI-Systeme und Social-Media-Plattformen kontrollieren, haben bis 2033 beispiellose Macht. Sie können das Verhalten und die Überzeugungen ganzer Bevölkerungsgruppen lenken, ohne dass diese es bemerken. Demokratie wird zu einer Fassade, während Entscheidungen faktisch von Algorithmen getroffen werden.

Zukunftsforscher Hartwin Maas
Zukunftsforscher Hartwin Maas


„Die Demokratie steht 2033 am Scheideweg. Ohne gezielte Reformen und Strategien, die junge Menschen wieder für demokratische Werte begeistern, droht eine Welt, in der impulsive Bewegungen, Radikalismus und absolute Denkweisen die Zukunft bestimmen. Um dies zu verhindern, müssen Bildung, politische Kommunikation, KI und soziale Medien so gestaltet werden, dass sie nicht nur informieren, sondern auch kritisches Denken und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.“ – Zukunftsforscher Hartwin Maas





Weitere Ergebnisse der Jugendwahlstudie unter


Institut für Generationenforschung

Dr. Rüdiger Maas, M.Sc. & Dipl.-Wirt.-Ing. Hartwin Maas, MIB

Theaterstraße 8, 86152 Augsburg

Telefon: +49 821 455 36899


 

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