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Die digitalisierte Jugendgeneration

Aktualisiert: 13. Dez. 2019


Von der Generation Z (Jahrgänge 1995-2010) sind schon einige in den Arbeitsmarkt eingetreten, zukünftig werden es noch viel mehr werden. Sowohl Personaler als auch Verantwortliche aus Bildungsinstitutionen sind sich in einer Sache einig: Die Jugendlichen der Generation Z treten sehr selbstbewusst auf und stoßen viele Mitglieder der älteren Generationen vor den Kopf. Zeit, sich zu fragen, was die Generation Z wirklich auszeichnet.



Babyboomer, Generation X, Generation Y und nun die Generation Z: Schon seit Jahrzehnten werden Alterskohorten von meist 15 Jahren als eigenständige Generation mit ebenfalls eigenständigem Profil definiert. Selbstverständlich überlappen sich die Generationen und es lassen sich nie alle Mitglieder einer Generation über einen Kamm scheren. Dennoch lohnt es sich für Führungskräfte, die Denkmuster der verschiedenen Generationen zu kennen und zu unterscheiden.

Zur Generation Z werden die ab 1995 geborenen gezählt. Dabei handelt es sich um diejenigen, die in den kommenden Jahren vermehrt Ausbildung, Schule und Hochschule verlassen werden und in die Arbeitswelt drängen. Wer nicht viel auf die Charakterisierung von Generationen gibt, könnte das in Zukunft bereuen: Die Generation Z unterscheidet sich maßgeblich von der Vorgängergeneration, der Generation Y (Jg. 1980-1994). Für beide Gruppen dieselben Arbeitsanreize zu schaffen, wird nicht funktionieren. Um diese Generation zu verstehen, muss man sich über deren Sozialisationsbedingungen bewusst sein. In einer eigens durchgeführten Studie mit bundesweit über 2.000 befragten Jugendlichen haben wir vom Institut für Generationenforschung die Generation Z zu Wünschen und Einstellungen bezüglich der Arbeitswelt befragt.



Offline- und Onlinewelt verschwimmen


Die Mitglieder der Generation Z sind mit Internet und digitalen Medien aufgewachsen. Ihr Verhältnis von Online-Welt zur Offline-Welt ist fließend. Sie sind dauerhaft vernetzt und gewohnt, eine große Menge an Informationen gleichzeitig zu sondieren. Deshalb werden die Jugendlichen auch „digital natives 2.0“ genannt. Eigentlich sind sie sogar die wahren „digital natives“, da es sich um die erste Generation handelt, die vollständig im digitalen Zeitalteraufwächst. Für diese Jugendlichen gehört Social Media wie Facebook, Instagram und Snapchat zum Alltag. Längst hat sich auch deren Kommunikationsverhalten z.B. durch Snapchat verändert: Nachrichten werden hochfrequentiert verschickt und verschwinden nach einem Mal ansehen. Da sich die Anzahl der Kommunikationsplattformen und der sozialen

Netzwerke nicht von einem Anbieter zum anderen verschiebt, sondern einfach zunimmt, sind die Jugendlichen einer enormen Informations- und vor allem auch Werbeflut ausgesetzt. Dementsprechend ist die Reizauslastung sehr hoch. Sie sind wie noch keine Generation zuvor digital eingebunden und ständig am Filtern, welche Information interessant oder uninteressant für sind.



Krisengeprägte Jugend und der Wunsch nach Sicherheit


Um die Generation Z besser zu verstehen, muss deren Lebenswelt beleuchtet werden. Wer nach 1995 geboren wurde, wächst in einer globalisierten und digitalisierten Welt auf. Während sich diese Welt durch das Internet einerseits als so greifbar und nahbar wie noch nie zeigt, zeichnen sich moderne Gesellschaften andererseits vor allem durch ihre Komplexität aus.

Die Allgegenwärtigkeit von internationalen Krisenherden sind die heutigen Jugendlichen schon gewöhnt. Den meisten von ihnen ist bewusst, dass Themen wie Klimawandel, Flüchtlingskrise, künstliche Intelligenz und Robotik deren zukünftige Lebenswelt stark verändern werden. Langfristige Planungen für das eigene Leben waren für frühere Generationen deutlich einfacher. Durch diese Tatsachen weisen die Jugendlichen in erster Linie ein recht pragmatisches Weltbild auf, das kaum ideologisiert ist. Die Reaktion darauf ist vor allem der Wunsch nach überschaubaren Strukturen und Sicherheit.


Noch nie da gewesen finden wir heute eine Jugendkultur vor, die sich von der Elterngeneration nicht abgrenzen möchte. Weder kulturell noch politisch ist die Generation Z am Aufbegehren oder dabei, sich gegen subjektiv wahrgenommene Missstände zu wehren. Stark politisierte Subkulturen unter Jugendlichen sind bei der Generation Z nicht zu beobachten, im Gegenzug dazu stehen Werte wie Familie und Sicherheit hoch im Kurs. Viele Jugendliche wollen Plan- und Deutbarkeit in ihrem Leben, die in Folgen von Arbeitsmarktflexibilisierung und rasanten technischen Entwicklungen verloren gegangen ist. Abgrenzungstendenzen zum Mainstream sind keine jugendlichen Grundwerte mehr, sondern mittlerweile eher die Ausnahme. Für diese Haltung gibt es sogar schon ein neues Wort: Neo- Konventionalismus.


Bezüglich der Toleranz gegenüber anderen Lebensstilen, sexuellen Orientierungen oder Religionen geht die Tendenz deutlich in Richtung zunehmender Akzeptanz. Jugendliche sind in Deutschland gegenüber pluralistischen Lebensstilen deutlich aufgeschlossener als es früher der Fall war – eine Folge der weltweiten Vernetzung.



Größtenteils positive Ausblicke auf den Arbeitsmarkt


Sehr zuversichtlich blicken die Jugendlichen auf den Arbeitsmarkt: Über 70 % der Generation Z – unabhängig von angestrebtem Bildungsabschluss - bewerten die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt als positiv. Hinsichtlich des demografischen Wandels ist ein gewisser Optimismus auch durchaus angebracht: Viele Vakanzen werden in Zukunft nicht adäquat besetzt werden können, schlicht und einfach aus dem Grund, dass die Generation der Babyboomer (Jahrgänge 1945-1965) bald gänzlich im Ruhestand sein wird und die nachrückenden Generationen zahlenmäßig weniger umfangreich sind. Auf dem deutschen Arbeitsmarkt wird diese Entwicklung, speziell für die Akquirierung von hochqualifizierten jugendlichen Arbeitnehmern, den Spieß umdrehen: Viele Unternehmen müssen sich zukünftig deutlich attraktiver positionieren und aktiv um Nachwuchsführungskräfte werben.



Statische Forderungen an einen flexiblen Arbeitsmarkt


Der Wunsch nach Sicherheit zeigt sich auch in den eigenen Wünschen, wenn es um Beruf und Familie geht. Die Karriereorientierung fällt im Vergleich zur Generation Y (Jahrgänge 1980-1994) sehr gering aus, dafür wird umso mehr ein Beruf gesucht, der mit dem Familienleben und Freizeit in Einklang zu bringen ist. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass die Wichtigkeit von Einkommen und Beruf gegenüber der Wichtigkeit von Familie und Freizeit deutlich nachgelassen hat.


Klare Strukturen und vor allem die strikte Separierung von Privat- und Berufsleben werden Merkmale sein, die Arbeitgeber zukünftig vermehrt respektieren müssen. Nach Feierabend noch Mails beantworten oder den Anruf vom Chef entgegennehmen – das ist für den Großteil der Jugendlichen nicht hinnehmbar. Nahezu zwei Drittel der Generation Z möchten ihr Berufsleben eher vom Privatleben trennen. In Zeiten der Flexibilisierung von Arbeitsmärkten wünschen sich die Jugendlichen das genaue Gegenteil davon.


Da sich die Jugendlichen die meiste Zeit des Tages in sozialen Netzwerken aufhalten, vertreten viele Arbeitgeber die Ansicht, das seien die Werbeplattformen der Zukunft. Tatsächlich hat sich die Präsentation potentieller Arbeitgeber auf Social-Media als Fehlinvestition entpuppt: Snapchat, Instagram und Facebook sind private Kanäle und wollen auch so erlebt werden. Der Großteil der Jugendlichen möchte dort nichts von Stellenanzeigen oder ähnlichem sehen.

Die klassischen Kanäle bleiben die klügere Wahl: Offizielle Stellenportale, Messen und gut organisierte Jobportale auf der Firmenwebsite versprechen deutlich bessere Ergebnisse, wenn man die Generation Z rekrutieren will.


Die Jugendlichen der Generation Z treten mit neuen Wünschen an die Arbeitgeber heran – es sind klare Strukturen und vor allem Authentizität gefragt. Wer sich mit der neuen Generation auseinandersetzt und dementsprechend seine Konzepte anpasst, kann sich mit Know-how und guten Ideen attraktiv für die neuen Jugendlichen präsentieren.

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