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Kritik an den gängigen Generationeneinteilungen

 

Das Institut für Generationenforschung hat herausgefunden, dass sich jüngere Personen stärker an die staatlichen Corona-Maßnahmen halten, als die Älteren. Eine Erkenntnis, die Fragen aufwirft:

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  • Haben sich Jugendliche historisch betrachtet immer schon regeltreu verhalten?

  • Liegt es daran, dass junge Leute von der Corona-Krise anders beeinflusst werden als die Älteren?

  • Oder sind die Jungen heute einfach anders?

 

Eine Generation zeichnet sich nach Karl Mannheim durch gemeinsame Merkmale aus, die auf wirtschaftliche, kulturelle, soziale und ökologische Umstände zurückgehen. Sofern man die dritte Frage mit „Ja“ beantworten kann, handelt es sich um das Generationenkonzept nach Mannheim. Wenn eine der ersten beiden Fragen zutrifft, geht das Antwortverhalten nicht auf dieses Generationenkonzept zurück. Wenn Sie sich nach den obigen Fragen nun unsicher sind, ob es Mannheimsche Generationen wirklich gibt, dann geht es Ihnen nicht anders als den meisten Wissenschaftlern, die nun seit mehreren Jahren einen scheinbar unerbittlichen Kampf um Generationenbegriffe führen.

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Die oben genannte Frage hat exemplarisch gezeigt, wo die Konflikte in der Generationenforschung liegen. Im Wesentlichen lässt sich jedoch eine Konfliktlinie ausmachen, die zwei Extrempositionen voneinander trennt: Die Komplexität. Während die Befürworter von Generationenbegriffen davon ausgehen, die Komplexität der Welt in Generationen erfassen zu können, gehen die Gegner davon aus, dass sich die Wirklichkeit nicht adäquat in Generationen darstellen lässt, weil sie jeglicher Kategorisierung aufgrund ihrer Überkomplexität entbehrt.

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Nach ersten Literaturrecherchen war uns schnell klar, dass wir aus wissenschaftshistorischer Perspektive den Gegnern von Generationenbegriffen den Wind aus den Segeln nehmen müssen: Jegliches soziologisches Modell zur Kategorisierung der Gesellschaft – vom klassenanalytischen Modell von Karl Marx, über den Milieubegriff von Émile Durkheim bis hin zum Schichtmodell von Helmut Schelsky – wird verunmöglicht, wenn wir ein Forschungsparadigma verwenden, das die Wirklichkeit für zu überkomplex hält, um sie zu erfassen. Die Soziologie und die Generationenforschung wären so mundtot gemacht.

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Allerdings haben wir uns auch auf die Suche nach den Kritikpunkten an den Generationenbegriffen gemacht. Und in der Tat, aus wissenschaftlicher Sicht sind diese durchaus berechtigt: Hypothetische oder gar frei erfundene empirisch nicht bestätigbare Kategorien an das Datenmaterial heranzutragen ist sicherlich Humbug. Denn wer kennt sich schließlich wirklich zwischen Generation Golf, Generation doof, Generation TikTok, Generation Praktikum, Generation X, Y, Z noch aus?

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In diesem Streit um generationelle Komplexität nehmen wir als Institut für Generationenforschung eine Vermittlerrolle ein: Wir stecken nicht den Kopf in den Sand, weil die Wirklichkeit sehr komplex ist und verhindern so jeglichen Erkenntnisgewinn. Stattdessen versuchen wir, aus den Fehlern vergangener Generationenkonzepte zu lernen, um eine Generationenanalyse zu schaffen, die die Wirklichkeit möglichst adäquat abbildet. Und das erreichen wir durch empirische Überprüfbarkeit. Erst wenn eine ausreichend große Datengrundlage generiert wurde, die es erlaubt, die gewonnenen Konzepte zu falsifizieren, erlauben wir uns Aussagen über generationelles Verhalten zu machen.

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Dabei berücksichtigen wir die von den Kritikern zurecht vorgebrachten Einwände: Alters-, Kohorten- oder Periodeneffekte aber auch gesamtgesellschaftlichen sozialen Wandel finden ebenso Eingang in unsere Generationenanalyse, als auch individuelle Einstellungen von Menschen, Interaktionseffekte zwischen Personengruppen, der Forer- oder Barnum-Effekt, der Halo-Effekt, oder sonstige Wahrnehmungsverzerrungen und Attributionstendenzen.

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Beispiel: Dass sich Jugendliche heute regeltreu verhalten, ist tatsächlich ein Spezifikum der Generation Z und damit Ursache eines Periodeneffekts.

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